Station 1
Jesus wird zum Tode verurteilt
Jesus Christus, der Sohn Gottes steht gefesselt aber aufrecht, in sich ruhend vor seinem Richter. Er erwartet sein Urteil. Pilatus ein Mensch, dem das Richteramt zuteil wurde, sitzt als Mächtiger vor ihm und windet sich innerlich. Er ist einerseits zugewandt und doch abgekehrt, zugleich angezogen und abgeschreckt. Er will die Verantwortung der Entscheidung nicht tragen und wäscht symbolisch seine Hände in Unschuld. Das Hohe Gericht ist dargestellt durch Pilatus perspektivisch weit oben sitzend, aber auch durch zwei Stufen, die zur Station führen.
Station 2
Jesus nimmt das Kreuz an
Mit dem Wissen um den Vater und tief verwurzelt in seiner Gewiss heit nimmt Jesus sein Kreuz an. Es ist nicht sinnlos. Er kennt den Vater und ist sich seiner grenzenlosen Liebe sicher. Er kann im Kreuz den Willen des Vaters erkennen, dargetellt durch die offene Handhaltung.
Station 3
Jesus fällt zum ersten Mal unter dem Kreuz
Die Last des schweren Kreuzes lässt Jesus zum ersten Male zusammenbrechen. Der beschwerliche Weg, der nun vor ihm liegt, scheint fast unüberwindbar. Niemand kann ihm zur Seite stehen. Jesus muss diesen Weg ganz alleine gehen. Die Abgeschiedenheit der Station, unzugänglich und inmitten eines Teiches, zeigt dies auf.
Station 4
Jesus begegnet seiner Mutter
Maria, die Mutter Jesu, sieht ihren geliebten Sohn auf dem Kreuzweg seines Leidens. Ihre Mutterliebe drängt sie zu ihm, sie will in seiner Nähe sein, will ihm so gern helfen. Sie kniet nieder und streckt ihm ihre Hände in ihrer Liebe entgegen. Jesus aber wehrt ab: „Weib ich kenne dich nicht“, spricht er. Mit seiner Aussage, sie nicht zu kennen, will er sie schützen. Der Faltenwurf seines Gewandes aber verrät, dass es eine starke innere Bindung zwischen ihm und seiner Mutter gibt. Jesus ist hier kleiner dargestellt als seine Mutter, denn er befindet sich bereits auf einer anderen Ebene als sie.
Station 5
Simon von Cyrene hilft Jesus das Kreuz zu tragen
Der Körper des Jesus von Nazareth ist zu schwach, um sein Kreuz allein weitertragen zu können. Simon, ein Fremder, der am Wegesrand steht, wird gezwungen Jesus zu helfen. Mit dieser Hilfe, die nicht freiwillig ist, vollzieht sich eine Wandlung in Simon. Er empfindet großes Mitleid für Jesus als ihm bewusst wird, welch schweres Schicksal Jesus erleiden muss. Simon fühlt sich plötzlich eng verbunden mit Jesus, dargestellt durch die enge Komposition „Simon-Jesus-Kreuz“. Auf der Rückseite sieht man lediglich zwei Hände, die das Kreuz tragen.
Station 6
Jesus begegnet Veronika
Veronika löst sich aus der Menge der am Wege Stehenden und reicht Jesus ein linderndes Tuch für sein blutendes, geschundenes Haupt. Mehr noch, sie möchte ihm vorsichtig das Blut und den Schweiß aus dem Gesicht wischen. Jesus berührt ihre Hand als Zeichen seiner Dankbarkeit – er segnet sie. Veronika empfängt mehr als sie gibt.
Station 7
Jesus fällt zum zweiten Mal unter dem Kreuz
Jesus Christus ist am Ende seiner Kraft. Zum zweiten Male stürzt er vor Erschöpfung zu Boden. Erbarmungslos schlägt der römische Soldat über ihm zu. Er tritt ihn mit Füßen, zerrt ihn empor. Die Künstlerin stellt den Römer mit Glatze und fast übermächtigem Körper dar, um so die Brutalität auszudrücken, die Jesus widerfährt.
Station 8
Jesus begegnet den weinenden Frauen
Am Wegesrand stehen Frauen mit Kindern. Die liebenden Mütter wissen um das Leid, einen Sohn zu verlieren. Daher können sie den Menschensohn voll Mitleid und Trauer aus tiefstem Herzen beweinen. Da wendet sich Jesus Christus in seiner Qual entschieden zu ihnen um und sagt: „Weinet nicht um mich. Weint über euch und eure Kinder“. Frauen und Kinder als schwächstes Glied in der Gesellschaft müssen geschützt werden, vor allem natürlich die Kinder. Sie müssen in Liebe und Verantwortung von gestärkten Müttern und Eltern getragen werden, dann gibt es Hoffnung für die Zukunft. Der Durchbruch unter dem Kreuz als Fenster mit Aussicht auf Hoffnung und Zukunft sowie der pyramidale Sockel weisen darauf hin.
Station 9
Jesus fällt zum dritten Mal unter dem Kreuz
Jesus Christus ist zu Tode erschöpft. Begraben unter seinem schweren Kreuz liegt er im Schmutz der Straße und kann sich nicht mehr regen. Statt Linderung erfährt er Hohn und Spott, wird von Hass und Häme noch stärker zu Boden gedrückt. Hohn, Spott, Häme, das „schleichende Böse“ im Hintergrund, stellt die Künstlerin ausdrucksvoll dar.
Station 10
Jesus wird seiner Kleider beraubt
Jesus ist auf Golgota angekommen. Endlich hat er das schwere Kreuz niedergelegt. Da reißt ihm ein römischer Soldat die Kleider vom Leib – er erfährt Entblößung und Erniedrigung. Jesus Christus setzt dieser Demütigung nichts entgegen, er bleibt standhaft und aufrecht, denn seine Würde und sein Ansehen erhält er vom Vater. Beides kann ihm von keinem Menschen genommen werden.
Station 11
Jesus wird ans Kreuz geschlagen
Überwältigt und grenzenlos ohnmächtig liegt Jesus auf dem Kreuz. Fassungslos, hilflos und zu keiner Gegenwehr fähig, muss er sich nun von menschlicher Gewalt ans Kreuz nageln lassen. Er lässt dieses Ungerechte und Unbegreifliche über sich ergehen. Seine Seele und sein Blick sind im Schmerz in voller Konzentration auf den Vater gerichtet. Die Künstlerin zeigt Jesus am Kreuz, liegend in einer Arena. Tatenlos sehen die Menschen in Sensationslust oder Feigheit zu, wenn jemandem Schaden zugefügt wird - auch heute noch. Diese Station 11 stellt eine Ausnahme dar. Während wir uns bei den anderen Stationen in Augenhöhe befinden oder zu ihnen aufblicken, sehen wir hier auf Jesus hinunter. Die Künstlerin möchte erreichen, dass wir den Eindruck gewinnen, wir wären unter der Menge der Zuschauer gewesen, als Jesus ans Kreuz genagelt wurde.
Station 12
Jesus stirbt am Kreuz
Die Stunde seines Todes ist auch die Stunde seiner Erhöhung. Die Künstlerin zeigt Jesu wie von göttlichem Licht umhüllt schlafend im Stein. Er scheidet von dieser Welt und zieht sich in die Schöpfung zurück. Als Letzte unter dem Kreuz kniet nun seine liebende Mutter Maria und harrt mit ihm aus. Im Gebet fleht sie zu Gott. Sie zeigt damit das, was uns am Ende allen bleibt: sich aus freien Stücken dem Willen des Herrn zu ergeben. Sie gibt ihm das Leben ihres Sohnes zurück, das sie von ihm erhalten hat. Aus persönlichen Gründen widmete die Künstlerin diese Station allen Krebspatienten und ihren Angehörigen.
Station 13
Jesus wird vom Kreuz abgenommen
Josef von Arimathäa und Maria Magdalena nehmen Jesus vom Kreuz. Beide pressen ihn liebevoll an sich. Jesus ist umgeben und eingehüllt von Liebe. Allein die liebevolle Umarmung des Menschen mit dem Gekreuzigten war die Erfüllung, nach der die christliche Mystik des Mittelalters strebte. Sie symbolisiert den geistigen Weg zu Gott.
Station 14
Jesus wird ins Grab gelegt
Maria - die Mutter - steht schweigend und harrend im Glauben am Grab. Sie hatte die Kraft loszulassen und nimmt Abschied. Ihr Gesicht ist liebevoll, trauernd, aber entspannt. Sie lässt ihren Sohn gehen. Was hier dargestellt ist, hat wohl jeder schon empfunden, der am Grab eines geliebten Menschen gestanden hat.
Marienkapelle
Der Kreuzweg endet an der Marienkapelle
Die Marienkapelle wurde im Jahre 2002/2003 als Stiftung errichtet. Die Planung lag in den Händen von Diözesanbaumeister Jürgen Schädel. Im September 2003 erfolgte die Segnung durch Domkapitular Dr. Lenssen. Viele ehrenamtliche Helfer beteiligten sich am Bau dieser Kapelle aus heimischem Sandstein. Die neugotische Mutter Gottes mit dem Jesuskind (um 1870) im Innenraum stammt aus einer ehemaligen Wallfahrtskapelle bei Bonn, die einem Waisenhaus angeschlossen war und einem Verkehrsprojekt weichen musste.